Forsa Umfrage 2021: Mehrheit der Jugendlichen glaubt nicht an Chancengleichheit im Bildungssystem.

Die Initiative Tag der Bildung hat eine repräsentative Forsa-Umfrage in Auftrag aufgegeben. Die Ergebnisse werden zusammen mit jungen Erwachsenen am 08. Dezember diskutiert.

Berlin, 02.12.2021. Die Mehrheit der Jugendlichen und jungen Erwachsenen zweifelt an der Chancengleichheit im deutschen Bildungssystem. Zu diesem Ergebnis kam eine repräsentative Forsa-Umfrage im Auftrag der Initiative Tag der Bildung. Am 8. Dezember 2021 diskutieren u.a. die Vizepräsidentin der Kultusministerkonferenz Karin Prien und Moderator Günther Jauch die Ergebnisse mit Jugendlichen in Potsdam.

Die Mehrheit (59 Prozent) der befragten 14- bis 21-Jährigen glaubt nicht, dass alle Kinder in Deutschland im Großen und Ganzen unabhängig von ihrer sozialen und kulturellen Herkunft die gleichen Chancen auf eine gute Bildung haben. Das ist der höchste Wert seit der ersten Befragung vor sechs Jahren. Seit dem Jahr 2018 hat die Skepsis kontinuierlich zugenommen. Damals war immerhin noch etwa die Hälfte (51 Prozent) von der Chancengleichheit in Deutschland überzeugt.

Die wichtigsten Einflussfaktoren auf die Bildungschancen sind für die Jugendlichen die Qualität der Schule (92 Prozent), die Zuwendung und Unterstützung der Eltern (90 Prozent) und die eigene Motivation (86 Prozent). Dass der kulturelle Hintergrund der Erziehungsberechtigten einen großen Einfluss auf die Bildungschancen der Kinder hat, glauben immerhin 51 Prozent. Das sind 20 Prozentpunkte mehr als noch im Jahr 2016.

Digitale Bildung während der Pandemie – geteilte Meinung zur Leistung der Lehrkräfte
In Deutschland konnte der Unterricht während der Pandemie häufig nur digital stattfinden. Besonders die Lehrkräfte waren hier gefragt. Durch das Homeschooling mussten sie ihren Unterricht völlig anders gestalten. Rund die Hälfte (53 Prozent) der Jugendlichen und jungen Erwachsenen war damit zufrieden. Fast genauso viele (52 Prozent) sagen aber auch, dass ihre Lehrerinnen und Lehrer nicht so gut oder schlecht mit digitalen Lern- und Lehrmethoden vertraut sind.

Die Mehrheit der 14- bis 21-Jährigen (78 Prozent), die während der Pandemie am Distanzunterricht teilnehmen mussten, haben dafür ein eigenes, bereits vorhandenes digitales Endgerät genutzt. Neun Prozent erhielten ein Gerät von der Familie, acht Prozent der Befragten mussten dafür extra ein eigenes Gerät erwerben und lediglich vier Prozent erhielten ein Gerät von der eigenen Schule, Hochschule oder Arbeitsstelle. Daher wünschen sich auch 47 Prozent der Befragten eine bessere Ausstattung der Schülerinnen und Schüler mit Tablets oder Notebooks für das Homeschooling.

Nach der Pandemie könnte sich genau ein Viertel der Jugendlichen und jungen Erwachsenen vorstellen, gleichermaßen im Präsenz- und Distanzunterricht zu lernen. Die Mehrheit (64 Prozent) würde es jedoch bevorzugen, wenn der Unterricht überwiegend oder ausschließlich in Präsenz stattfände. Den großen Vorteil des gemeinsamen Lernens vor Ort sehen die Befragten darin, dass mehr Möglichkeit zur individuellen Betreuung durch die Lehrkräfte besteht (76 Prozent) und dass Schülerinnen und Schüler im Präsenzunterricht weniger abgelenkt sind (75 Prozent). Einen Vorteil des Distanzunterrichts sieht die Mehrheit der Befragten hingegen in der zeitlichen Flexibilität: Etwa drei Viertel (74 Prozent) der Befragten meinen, dass sie sich ihre Zeit zum Lernen im Distanzunterricht besser einteilen können.

Positiver Blick in die berufliche Zukunft – mit Selbstorganisation, Höflichkeit und Toleranz zum Erfolg
Trotz der Skepsis in Bezug auf die Chancengleichheit im deutschen Bildungssystem blickt die große Mehrheit der Jugendlichen und jungen Erwachsenen positiv oder eher positiv (86 Prozent) in ihre berufliche Zukunft. Auch zwischen den verschiedenen Befragtengruppen zeigen sich in dieser Frage keine großen Unterschiede: Schülerinnen und Schüler, Studierende oder bereits berufstätige junge Menschen sind alle ähnlich positiv gestimmt.

Die wichtigsten Kenntnisse für die persönliche berufliche Zukunft sind nach Angabe der Befragten Selbstorganisation (96 Prozent), Höflichkeit und Toleranz gegenüber anderen Menschen (94 Prozent) und Kenntnisse der deutschen Sprache (91 Prozent). Immerhin 61 Prozent der Befragten halten Kenntnisse über Klima- und Umweltschutz für sehr wichtig oder wichtig – und damit für relevanter als Kenntnisse in Politik und Geschichte (59 Prozent), Programmier- und Softwarekenntnisse (48 Prozent) oder Auslandserfahrungen (40 Prozent).

Deutschland soll sich auch international für chancengerechte Bildung einsetzen
Deutschland hat sich zum Ziel gesetzt, bis zum Jahr 2030 eine inklusive, chancengerechte und hochwertige Bildung in Deutschland sicherzustellen. Die große Mehrheit der Jugendlichen und jungen Erwachsenen (82 Prozent) hält es darüber hinaus für wichtig, dass sich Deutschland auch in anderen, ärmeren Ländern dafür einsetzt, dass das Bildungssystem inklusiv, chancengerecht und hochwertig wird. Die hohe Zustimmung zu dieser Frage ist seit dem Jahr 2018 nahezu konstant.

 

Am 8. Dezember ist der Tag der Bildung

Diese und weitere Ergebnisse werden am 8. Dezember Teil der Diskussion auf der Bildungskonferenz zum Tag der Bildung sein. In Potsdam werden Kinder und Jugendliche mit Gästen wie Karin Prien, Bildungsministerin aus Schleswig-Holstein und zukünftige Präsidentin der Kultusministerkonferenz, und Moderator Günther Jauch diskutieren. Parallel finden bundesweit zahlreiche weitere analoge und digitale Aktionen zum Thema „Lernen und Lehren: Guter Unterricht in Zeiten der digitalen Transformation“ statt.

Zu den Umfrageergebnissen